Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Platz für eine kleine Plauderei am Kamin
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Mosel
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Mosel » 23. Aug 2016, 09:54

"es gibt eigentlich nichts, was ich nicht zuviel habe."

das macht einen schon nachdenklich, trifft es ja mehr oder weniger wohl schon auf uns alle zu. ich erinnere mich an Berichte im Fernsehen wie "der Mann mit den 2 Kleidungsstücken", eins hatte er einen Tag an, das andere hing dann frisch gewaschen bis zum nächsten tag an der Leine. das reichte ihm und der Rest seines Besitzes war ähnlich karg und doch war der Mann zufrieden. ein Geschwisterpaar, irgendwo in den Tropen lebend, Besitz ein Motorrad, ein Satz Kunststoffschüsseln Besteckteile und Kleidung. Die Hütte aus Bananenblätter, als Teller Bananenblätter usw. klar nicht vergleichbar mit uns und dennoch...wir haben doch eigentlich von allem genug und dennoch wollen wir immer wieder konsumieren. Menschen stürzen sich in Schulden.
hm
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von bartenschlager » 23. Aug 2016, 11:52

Ich habe gestern spontan 4 Bücher verschenkt...ok das ist nix bei meinem Bestand, aber die Beschenkten haben sich über die Zug-/ Flug-Lektüre gefreut, und mir mit Freuden erklärt, dass die Bücher dann in eine Schulbib. in Afrika wandern. (es waren franz. Klassiker). Ich hätte mich gerne noch mehr mitgegeben, dass ging aber vom Gewicht her leider nicht ..

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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Issy » 23. Aug 2016, 16:22

Ich habe heute wieder einen ganzen Trolley voll ins Sozialkaufhaus gebracht (jede Menge Socken....). Bei mir muß das direkt aus dem Haus, ich hole manches sonst sogar wieder aus der Tonne.

Und heute wird die graue Tonne an die Straße gestellt. Die will ich auch noch füllen. Ist noch Platz drin.

Mich stört der immense Überfluss an Sachen die ich habe.
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von bartenschlager » 23. Aug 2016, 19:22

Unsere Nachbarn haben ihr Hinterhaus entrümpelt :) Das war vielleicht eine Menge .... Jetzt ist es weg, und sie wollen einen Garten dort anlegen.

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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von frettchen81 » 23. Aug 2016, 20:45

Mosel hat geschrieben:"es gibt eigentlich nichts, was ich nicht zuviel habe."

das macht einen schon nachdenklich, trifft es ja mehr oder weniger wohl schon auf uns alle zu. ich erinnere mich an Berichte im Fernsehen wie "der Mann mit den 2 Kleidungsstücken", eins hatte er einen Tag an, das andere hing dann frisch gewaschen bis zum nächsten tag an der Leine. das reichte ihm und der Rest seines Besitzes war ähnlich karg und doch war der Mann zufrieden. ein Geschwisterpaar, irgendwo in den Tropen lebend, Besitz ein Motorrad, ein Satz Kunststoffschüsseln Besteckteile und Kleidung. Die Hütte aus Bananenblätter, als Teller Bananenblätter usw. klar nicht vergleichbar mit uns und dennoch...wir haben doch eigentlich von allem genug und dennoch wollen wir immer wieder konsumieren. Menschen stürzen sich in Schulden.
hm
Naja, Schulden werden ja wegen allem möglichen gemacht, was man nicht unbedingt verstehen muss. Für mich ist immer die Frage, benötige ich XY wirklich und wofür? Es darf auch etwas mal sein, einfach nur weil es für die Seele ist, zB die nächsten bunten Haarspangen..aber das nachdenken vor dem kaufen reduziert schon immens was ich kaufe. Besodners weil ich dann manchmal umrechne, das wäre dann 2 Taschenbücher, das wären dann 2 große Burger etc..und wenn es dann nur Krimskram ist, muss das ja nicht sein..
bartenschlager hat geschrieben:Ich habe gestern spontan 4 Bücher verschenkt...ok das ist nix bei meinem Bestand, aber die Beschenkten haben sich über die Zug-/ Flug-Lektüre gefreut, und mir mit Freuden erklärt, dass die Bücher dann in eine Schulbib. in Afrika wandern. (es waren franz. Klassiker). Ich hätte mich gerne noch mehr mitgegeben, dass ging aber vom Gewicht her leider nicht ..
Das ist doch toll. Ich freu mich immer, wenn ich sinnvolles weiter geben kann.
Issy hat geschrieben:Ich habe heute wieder einen ganzen Trolley voll ins Sozialkaufhaus gebracht (jede Menge Socken....). Bei mir muß das direkt aus dem Haus, ich hole manches sonst sogar wieder aus der Tonne.
.
Nee, aus der Tonne hol ich nix. Was weg ist, ist weg. Aber der Weg dahin ist eben manchmal recht lang.

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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Issy » 23. Aug 2016, 21:13

Bei mir hat es mit der mangelnden Fähigkeit des Loslassens zu tun. Und das ist irgendwie ein Lebensthema. Also übe ich es im Kleinen (bei den Socken) und hoffe meine Seele lernt über diesen Weg, daß loslassen nicht so dramatisch ist, wie sie immer meint.

Und wenn ich dann doch Omas gestickte Taschentücher (nur als Beispiel) wieder aus der Tonne hole, weil meine Seele glaubt, damit würde ich Oma vergessen und nicht mehr würdigen, dann lasse ich auch schon mal fünfe grade sein.
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Mosel » 25. Aug 2016, 09:52

das musste ich auch erst lernen.

Gegenstände haben idR nichts mit dem Schenker etc zu tun.
Und Erinnerungsstücke sind ja eigentlich überflüssig.

entweder kannst du dich gut an eine Person erinnern, dann benötigst du auch keine Stücke, die dir dabei helfen oder eine Person kommt dir nur noch sehr selten in den Sinn, dann hat das seine Gründe und die sind gut.
Ein Mensch ist zu seinen Lebzeiten in einen bestimmten Maß geliebt worden und wird nach seinem Tod betrauert. Gegenstände wie Taschentücher beeinflussen das nicht.

heisst nicht, dass du grundsätzlich alles entsorgen sollst, was dich an einen geliebten Menschen erinnert, sondern dass du dies auf wenige Teile beschränken solltest. ich trage zB tägllich einen ring meiner Mutter, hab die Kaserolle aufgehoben, mit der sie uns jeden Morgen Kakao machte und den Wecker, der an ihrem Bett stand, wenn wir als Kinder Sonntagmorgens kuschelten. ansonsten mussten wir einen ganzen seeeehr umfangreichen Haushalt entrümpeln, großes Haus, vieeele Abstellräume und meine Mutter war der Meinung, was in einer Abstellkammer lagert "frisst ja kein Brot", zu deutsch : stört nicht. bei vielem blutete uns das Herz, aber man kann unmöglich alles, was mit einer Erinnerung verbunden ist verwahren. die Erinnerung ist in unserem Kopf und nirgends sonst, nicht in einem Ring, nicht in einem Kochtopf, nicht in einer Palstikdose. und du verrätst niemanden, wenn du einen Gebrauchsgegenstand entsorgst. (ich weiß, man neigt dazu, dann das Verhalten der Oma zu kopieren. Omas haben oft nie was weggeworfen, was "doch noch gut" war, aber du ehrst deine Oma nicht, wenn du ihr Verhalten kopierst)
Meine Mutter, das war Liebe , Fürsorge, Herzlichkeit und kein Wecker, kein Ring und auch kein Bügeleisen.
Zuletzt geändert von Mosel am 25. Aug 2016, 13:04, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Issy » 25. Aug 2016, 09:55

Das ist mir vom Kopf her völlig klar. An der Umsetzung bin ich dran. Es ist ein Prozess der einfach etwas dauert. Aber ich bin Dir dankbar für die klaren Sätze. Die rücken mir im Kopf noch mal einiges grade.
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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Kitty111 » 25. Aug 2016, 10:37

Ach Mosel, dein Beitrag hat mir richtig gut getan.

Ich habe mich vor 40 Jahren von meinem Vater verabschiedet und trage ihn immer noch in meinem Kopf mit mir.
Dazu musste ich weder sein Grab besuchen noch ein Andenken von ihm aufbewahren.

Mein Mann und ich mieten im Urlaub Ferienwohnungen. Dort lebe ich mich blitzschnell ein und stelle fest, wie gut ich ohne das zu Hause zurück gelassene auskomme. Mein Mann ist bei mir, meine Kinder erreiche ich per Telefon und WhatsApp - mehr brauche ich eigentlich nicht, um zufrieden zu sein.

Wie das nach einem halben Jahr aussehen würde weiß ich allerdings nicht. Habe ich noch nicht ausprobiert.
Liebe Grüße
Kitty


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Re: Ist weniger mehr ? Aufräumen, Entrümpeln, Minimalismus

Beitrag von Mosel » 25. Aug 2016, 13:08

issy, irgendwie ist uns das natürlich alles klar. da wird kaum einer gegensprechen. aber dann erwischen wir uns doch dabei, dass man dann anders handelt. daran denkt, dass die Person das nieee weggegeben hat, sondern vielleicht sogar geliebt.

war eben im Elternhaus. Auf Teile haben wir noch Zugriff, aber der Kern ist vermietet und verändert sich gerade. und das ist auch gut so. Auch wenn ich natürlich jedes Mal den alten Raum vermisse, wenn ich den "neuen" betrete. letzten Endes sind es nur Räume, wenn die Menschen, denen sie gehörten nicht mehr unter uns sind.
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